Die Sache mit der Fotoaktion – ernste Töne und Privates!

Heute muss ich mal etwas ernstere Töne anschlagen und auch ein bisschen privater werden.

Im Laufe der letzten paar Tage erreichten mich mehrere Mails.
Einerseits wurde ich gefragt, ob ich noch bei Trost sei, meine Fotoaktion (letzter  Beritrag) für 20€ anzubieten. Ich würde den Markt kaputt machen, mich unter Wert verkaufen, usw.
Nahezu parallel dazu erreichte mich eine Mail einer Kundin, die gerne Bauch- und Babyfotos haben wollte, der ich einen Paketpreis angeboten habe, welcher ihr viel zu teuer war. Sie sagte, sie hätte es sehr gerne, möchte mich auch nicht runterhandeln, kann es sich aber schlicht nicht leisten.
Eine weitere Kundin entschied sich schweren Herzens für ihre Hochzeit für einen anderen Fotografen, weil sie sich meine Bilder nicht leisten konnte.

Tja, was soll ich nun davon halten?

Bleibt es nicht mir selbst überlassen, meine eigene Kalkulation aufzustellen und gut für mich zu sorgen?

Dazu noch kleine Anmerkungen:
Ich habe wirklich ganz wunderschöne neue Flyer für die Hochzeitsfotografie. Als ich diese an verschiedenen Stellen auslegen wollte, kam ich auch in ein Brautmodengeschäft. Dort bellte man mich heute total unfreundlich an:  „wir haben bereits eine (!) Fotografin, wir brauchen nicht mehr!“.  Ich dachte, in der Branche könne man sich gegenseitig helfen, so wie ich auch Kunden gerne zu verschiedenen anderen Dienstleistern „überweise“, wenn Fragen nach DJ, Musikern, Visagisten gestellt werden. Scheinbar ist das nicht so, dass man sich gegenseitig hilft, denn das ist das einzige Brautmodengeschäft in meiner ganzen Stadt. Daneben gibt es einen Outletstore für gebrauchte Kleider, dafür waren meine Fyler dann okay…
Im Krankenhaus darf ich auch keine Flyer auslegen für die Babyfotografie, weil sich da schon diverse Babyfotografenfirmen (Ketten) eingekauft haben, die mit Verträgen der Klinik untersagen, Werbung in diese Richtung zuzulassen.
In diversen Babymärkten – und es gibt ja fast nur noch diese – sind meine Flyer für Bauch- und Babyfotos auch unerwünscht, denn richtig: Auch dort haben sich Fotofirmen bereits eingekauft! Dass diese lediglich ihre Fotoaktionen – zu billigeren Preisen und in einfallsloserem Setting als ich – anbieten, ist irrelevant. Eingekauft ist eingekauft.

Jetzt frage ich euch, wie soll ich an Kunden kommen, wenn hier und dort gezahlt wird um fragwürdige Exklusivrechte zu haben, damit die potentiellen Kunden erst gar nicht davon erfahren, dass es Alternativen gibt? Ich würde nie auf die Idee kommen, mir irgendwo die Exklusivrechte sichern zu wollen. Dazu bin ich ein viel zu solzialer Mensch. Jetzt werde aber ich, die sich immer freundlich und kollegial verhält, dafür angegangen, das sich die Preise kaputt machen würde? Ist das fair? Irgendwie muss ich doch auch an meine Kunden kommen, oder? Ohne dass ich mich irgendwo einkaufe oder einschleiche?

Meine Absicht ist bestimmt nicht, anderen Fotografen ihre Jobs wegzuschnappen. Im Gegenteil: Für viele Termine 2015 bin ich bereits ausgebucht. Ist es dann nicht nett, man kann jemanden guten Gewissens weiterempfehlen? Ich habe 2 Kollegen, mit denen ich das so handhabe. Aber man kann Kunden doch zeigen, des es verschiedene Stilrichtungen gibt? Es gibt ja auch nicht nur einen Brautkleidschnitt in einem Laden, sondern man sucht sich das aus, was einem passt und gefällt? Wer die klassischen Fotos vor Rosengirlanden und im Schloss sucht, wird mich eh nicht wollen, und das ist ja auch völlig gut so. Ich hatte auch noch nie Kunden, die sagten, sie kommen zu mir, weil es bei mir billiger ist. Es sind die Bilder, die die Kunden zu mir treiben.

Was ich damit sagen will: Wenn ich eine günstige Fotoaktion, mit der ich in der Tat kaum verdiene und irre viel Aufwand habe, veranstalte, werde ich mir schon etwas dabei gedacht haben!

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht für meine Preise rechtfertigen. Zum Einen freue ich mich, wenn ich Leute, die noch nicht zu meinem Kundenstamm gehören, von der Qualität meiner Arbeit und mir als Fotografin an diesem Tag überzeugen und auf mich aufmerksam machen kann oder ins Gespräch komme! Zum Anderen ist es die erste Aktion dieser Art für mich, denn Studiofotografie habe ich noch nie angeboten. Zumal ich mich zunächst informiert habe, was Kindergartenfotografen für dieses Angebot verlangen würden in meiner Stadt – und da bin ich sogar noch einige Euro teurer! Klar ist natürlich, dass es solche Aktionen nicht oft und zu diesem Preis voraussichtlich auch nicht wieder geben wird. Tatsache ist aber auch, dass ich lieber und liebend gerne auch die Kinder fotografieren möchte, deren Eltern sich bei mir eben kein reguläres Fotoshooting leisten können. Nennt mich idealistisch, aber ich biete z.B. über den Verein „Tapfere Knirpse“ – unter dort festgelegten Bedingungen – Fotoshootings für schwer kranke und schwer behinderte Kinder sowie über „dein-Sternenkind.eu“ Fotos von sterbenden oder verstorbenen Neugeborenen und ihre Familien an – und das gratis ohne jeden Mehrwert für mich. Mir bricht dabei kein Zacken aus der Krone, denn ich setze das, was ich am besten kann, ein, um anderen eine kleine Erinnerung zu schaffen. Und das mache ich gerne. Natürlich kostet meine Kamera, meine Arbeitszeit, mein PC, und mein Brot kauft sich leider auch nicht von alleine ein. Aber ich fotografiere nicht, um mir ein Haus im Süden leisten zu können, sondern um über die Runden zu kommen. Und das kann ich in meiner derzeitigen Situation noch, und um das auch 2015, nach Ende meiner Elternzeit, noch zu können, versuche ich mir durch schöne Fotos einen Namen zu machen, denn spätestens dann muss ich allgemein die Preise ein wenig anziehen, was mir auch schon wieder ein unheimlich schlechtes Gewissen meinen Kunden gegenüber macht, die dann vielleicht auf der Strecke bleiben müssen.

Wem meine Preise nicht passen, der möge die Augen rollen und weitergehen, aber mich bitte nicht dafür verurteilen, oder mir vorwerfen, ich würde die Kollegen oder gar den Markt vor Ort kaputt machen wegen einer Fotoaktion, an der maximal 30 Personen teilnehmen können, von 42.000 Einwohnern in der Stadt hier.  Vermutlich noch von Unbeteiligten, welche sich ihre billigen Schnäppchen genauso bei Mydealz und Preisvergleichen besorgen, und politisch inkorrekte Kleidung bei H&M kaufen. Bislang hat sich kein Kollege bei mir beschwert und keiner musste gar zu machen… Das überlasst mal den Kollegen selbst, von denen ich hin und wieder auch Kunden geschickt bekomme, weil sie ausgebucht sind. So schlimm kanns dann um meine Kollegialität nicht gestellt sein, oder? Ich mache das nicht, um mich zu bereichern, um die Leute zu veräppeln, schlechte Arbeit abzuliefern oder um den Kollegen die Zunge herrauszustrecken. ich mache das, das es ein Versuch ist, weil ich ein kleines bisschen zu nett bin vielleicht, und weil ich eben niemandem das Geld aus der Tasche ziehen will. So einfach ist das.

Danke für eure Aufmerksamkeit und allen meinen treuen Unterstützern für die lieben Worte, die tolle Mithilfe beim Werbung machen und für Eure tollen Ideen!